SV Westhoven-Ensen will mit neuem Trainerduo drohenden Worst Case verhindern!

von Werner Kilian
Unsere nächste Reise führte uns an die Westhovener Oberstraße, wo wir beim abstiegsgefährdeten SV Westhoven-Ensen einen Blick hinter die Kulissen wagen konnten. Mit dem 1. Vorsitzenden Christian Vonthron, dem Sportlichen Leiter Patrick Flohs und dem neuen Trainerduo Männi Hoffmann und Sascha Höschler trafen wir auf eine geballte Ladung Fußballwissen, die sich für unsere Fragen Zeit nahmen und uns auf Stand brachten.

 

Porzer Fussballticker:

Bevor wir in die Runde einsteigen vielleicht ein kleiner Rückblick für unsere Leser: Der SV Westhoven-Ensen konnte in der letzten Saison erst im letzten Heimspiel mit einem Heimsieg den drohenden Abstieg aus der Bezirksliga entgehen. Danach stand für die Verantwortlichen fest, dass es eine solche Situation keinesfalls mehr geben darf. Doch die Realität holte den Verein schneller ein, als ihm lieb sein konnte.

Zum Abschluss der Vorrunde rangiert die Mannschaft auf dem 15. Platz, einem Abstiegsplatz, und hat von den ehemals sechs Punkten Rückstand, nur noch drei Zähler Abstand auf den Rettungsplatz, da Viktoria Frechen seine Mannschaft in der Winterpause zurückgezogen hat. Hinzu kommt allerdings die mit Abstand schlechteste Tordifferenz gegenüber der Konkurrenz, die man klassisch mit einem weiteren Punkt Rückstand veranschlagen kann. Kurz vor der Winterpause trennte sich der Verein von dem Porzer Erfolgstrainer Ümit Bozkurt und Co-Trainer Jacek Balin, wobei die Trennung seitens des Vereins nicht gerade professionell abgewickelt wurde.

Mit Ralf Fielen wurde gleich ein Nachfolger vermeldet, der aber dann überraschend nach 10 Tagen wieder von seinem Amt aus beruflichen Gründen zurücktrat. Letztendlich konnte man dann kurz vor Ende der Vorrunde mit Männi Hoffmann und Sascha Höschler ein neues Trainerteam präsentieren, die das angeschlagene SVW-Flaggschiff in der Rückrunde wieder in die Spur bringen sollen.

Christian, Du bist schon seit vielen Jahren im Club, wurdest jetzt vor dem Jahreswechsel erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt und kannst damit die Ereignisse in der frischen Vergangenheit sehr gut analysieren. Kannst Du Dich noch an den Moment erinnern was in Dir vorging, als der Klassenerhalt im letzten Sommer endlich unter Dach und Fach war?

Christian Vonthron (1. Vorsitzender): Ja vielleicht zunächst der förmliche Part: Ich wurde Anfang Dezember 2021 wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Weg in diese Funktion war insgesamt sehr steinig und stressig, weil es immer Meinungen gibt, die andere Lösungen und Wege favorisieren. Aber ich denke das ich lange genug im Club bin und ich habe ja in dieser Position auch damals den sensationellen Doppelaufstieg in die Bezirksliga miterlebt und gestaltet.

Ich glaube das in der Vergangenheit auf vielen Ebenen vieles unglücklich gelaufen ist und auch die verschiedenen Personalentscheidungen im Vorstand und im Verein den Abwärtstrend negativ beeinflusst haben. Du fragst was in mir vorging, wo wir im letzten Heimspiel gegen Leverkusen noch den Klassenerhalt schafften. Es ist schwer das in Worte zu fassen, weil all die Sorgen, der Stress und auch die Angst plötzlich von der Seele fielen.

Das war eine schlimme Zeit und danach war eigentlich auch allen sonnenklar, dass sich sowas niemals mehr wiederholen darf. Aber wie bekannt blieb es nur bei Worten und schon hing man wieder in der Misere drin.

Genau 10 Jahre her. Mit einem Doppelaufstieg gelang dem SV Westhoven-Ensen mit dem damaligen Präsidenten Christian Vonthron der Zutritt in die Bezirksliga.

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Hast Du eine Erklärung dafür, warum ist die Erstvertretung trotz guter Vorhaben erneut in so ein Dilemma geraten ist und was muss sich in der gesamten Vereinsarbeit vielleicht verbessern?

Christian Vonthron (1. Vorsitzender): Es kristallisierte sich damals heraus, dass Ümit (Trainer Ümit Bozkurt, die Red.) offenbar nicht mehr die Mannschaft erreichte und auch keine Besserung in Sicht war. Die Art und Weise seiner Entlassung war sicherlich unglücklich, aber ich will das ganze hier nicht noch mal auf bröseln. Wir haben weiterhin ein gutes Verhältnis zu ihm. In den letzten Vorrundenspielen konnten wir dann das Ruder nicht mehr rumreißen, sodass wir nach der Hinserie wieder in der schwarzen Zone standen.

Was die Vereinsarbeit betrifft, müssen wir unbedingt Konstanz und Ruhe hineinbekommen, in der gesamten Vorstandsarbeit noch enger zusammenrücken und dann auch eine gute intakte Mannschaft präsentieren, die den Verein vor dem Abstieg rettet. Die ersten Wochen im neuen Jahr haben mich da sehr optimistisch gestimmt, dass die neue Mannschaft das auch schafft.

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Mit Männi Hoffmann und Sascha Höschler habt ihr jetzt ein Trainerduo installiert, die den Worst Case verhindern sollen. Dazu gesellt sich mit Patrick Flohs noch ein erfahrener Sportsmann, der den Part des Sportlichen Leiter übernommen hat. Welche Hoffnung setzt du in das neue Trio, was erhoffst Du dir in jedem Fall am Ende der Rückrunde?

Christian Vonthron (1. Vorsitzender): Durch die Trennung von Ümit sind 80% der Spieler gegangen. Das muss man so hinnehmen, zeigt aber auch dass der Fußball manchmal seine eigenen Regeln hat. Mit Männi Hoffmann, Sascha Höschler und dem neuen Sportlichen Leiter Patrick Flohs haben wir echt einen Glücksgriff schaffen können. Alle sind supermotiviert, stecken viel Zeit und Kraft rein, um das Ziel zu schaffen. Für die beiden Trainer ist es auch eine große Chance sich zu beweisen und dem Verein wieder etwas von seiner starken Identität zurückzugeben.

Sie genießen unser vollstes Vertrauen und wir haben bereits zum jetzigen Zeitpunkt festgelegt, dass wir nicht nur die Rückrunde mit Ihnen planen, sondern auch darüber hinaus, sollten wir doch die Klasse nicht halten können. Patrick ist in seiner Person natürlich ein sehr erfahrener Haudegen, der nicht nur gut vernetzt ist, sondern auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Das ist der jetzigen Situation einfach wichtig, dass hier eine klare Linie gezogen wird.

Das neue Trainerduo beim SVW. Männi Hoffmann (li.) und Sascha Höschler sollen den SVW wieder in ruhiges Fahrwasser bringen.

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Mit Männi Hoffmann hat der Club einen altbekannten Akteur verpflichtet, der die erfolgreiche Westhovener Zeit in den letzten 12 Jahren entscheidend mitgeprägt hat. In der Kölner Fußballerszene war er als gefürchteter Goalgetter und Torschützenkönig bekannt, der in früherer Zeit sicher mehr aus seinem angeborenen Talent hätte machen können. In der Zeit von 2011 bis 2016 hamsterte er sich gleich viermal die begehrte Goalgetter-Trophy des Porzer Fussballticker ein und hält mit 56 Toren in einer Saison immer noch einen bestehenden Saison-Rekord.

Männi, was waren für Dich die Gründe, dass Du dich in den letzten Jahren RW Zollstock angeschlossen hast, dort deine ersten Erfahrungen als Trainer gesammelt hast und dann beim Trainerangebot deines alten Clubs hier in Westhoven nicht nein sagen konntest?

Männi Hoffmann (Trainer SV Westhoven): Ich bin damals, wo ich in Westhoven Co-Trainer bei der II. Mannschaft war, zur I. Mannschaft von RW Zollstock gewechselt und habe dort dreieinhalb Jahre an der Seitenlinie gestanden und den Verein mit aufgebaut. Bis dann kurz vor der Winterpause die Anfrage aus Westhoven kam. Ralf (Trainer Ralf Fielen, SVW II, die Red.) hatte mich kontaktiert und fragte nach, ob ich mir vorstellen könnte als Co-Trainer mit ihm zusammen die Bezirksliga-Mannschaft wieder flott zu kriegen. Nach reiflicher Überlegung war für mich dann klar, dass ich mir diese Aufgabe zutraue.

Westhoven war immer mein Verein, ich habe 12, 13 Jahre hier gespielt und der Verein hat mir als Fußballer und Mensch sehr viel gegeben. Ralf musste ja dann ein paar Tage später aus beruflichen Gründen absagen, so dass der Vorstand dann auch direkt auf mich zukam und fragte ob ich mir die Mission zutraue. Für mich war da aber schnell klar, dass ich das nur mit einer vertrauten Person durchziehen möchte und so kam Sascha (Sascha Höschler, die Red.) in einer Doppelfunktion ins Spiel. Es waren dann eigentlich auch zum Ende des Jahres sehr gute Gespräche mit dem Rest der noch übrig blieb.

In seiner aktiven Zeit war er ein gnadenloser Vollstrecker. Gleich viermal hamsterte Männi Hoffmann sich die begehrte Goalgetter-Trophy des Porzer Fussballticker ein.

Die Rede war von 10 Spielern, die auf jeden Fall auch für die Rückrunde zur Verfügung stehen. Aber wie das nun mal heute im Fußball so ist, auf einmal zählte dann nicht mehr das gesprochene und versprochene Wort. Einige haben uns dann in den letzten Stunden des alten Jahres noch verlassen, was die Sache für uns natürlich weiter problematisch machte. Am Ende waren es dann ich glaube 18 Spieler die den Verein verlassen haben. Für uns ergab sich damit natürlich die schwierige Aufgabe, gerade zur Winterzeit, neue Spieler zu bekommen.

Mit Patrick (Patrick Flohs, die Red.) hatten wir als Sportlichen Leiter ja da Gottseidank einen guten Mann an der richtigen Stelle, der den ein oder anderen von einem Engagement hier in Westhoven überzeugen konnte. Wir haben jetzt aktuell einen Kader von 21 Spielern, wo denen ich überzeugt bin, dass sie den Willen, die Bereitschaft und die Leidenschaft entfachen werden, um den Klassenerhalt zu schaffen. Für uns wird in der Rückrunde jedes Spiel ein Endspiel sein und wir werden alles da reinlegen, um hier nicht abzusteigen.

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Sascha, Du kannst mit deinen 46 Jahren bereits auf etliche Jahre im Trainergeschäft zurückblicken und warst beim SC Brück, RW Zollstock und TPSK Köln in der Kreisliga unterwegs. Was waren Deine Beweggründe hier in Westhoven ein neues Kapitel aufzuschlagen?

Sascha Höschler (Trainer SV Westhoven-Ensen): Der Reiz nochmal in der Bezirksliga zu trainieren und dann noch zusammen mit einem langjährigen Freund, musste ich mir natürlich erstmal durch den Kopf gehen lassen. Bei mir war es so, dass ich mir schon vorher Gedanken darüber gemacht hatte, ob ich mein Trainerdasein überhaupt weiterführen möchte. Es kostet schließlich eine Menge Energie und auch viel Zeit.

Wo wir dann aber in Westhoven zusammensaßen und die ganzen Gespräche in ein positives Gefühl mündeten, war für mich klar, dass ich diese reizvolle Aufgabe zusammen mit Männi annehmen werde. Sportlich wird es zwar verdammt schwer, aber im Fußball ist alles möglich. Und genau daran werden wir arbeiten.

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Sascha, wir hatten es ja schon eingangs erwähnt: 3 Punkte Rückstand, mit minus 28 eine fette negative Tordifferenz. Da stehen wohl ab sofort 15 Endspiele in der Liga an. Welche Marschroute habt ihr euch auf die Fahne geschrieben?

Sascha Höschler (Trainer SV Westhoven-Ensen): Ja, Du hattest es ja eingangs bereits erwähnt, dass es trotz des Rückzuges von Viktoria Frechen immer noch drei Punkte Rückstand sind. Dazu unser schlechtes Torverhältnis was ein weiterer Minuspunkt ist, womit wir klassisch von zwei Spielen Rückstand reden. Uns ist klar, dass wir in allen Spielen keine Geschenke bekommen und Woche für Woche auf das höchste gefordert werden, aber ich bin von der Mannschaft überzeugt, dass sie das schwierige Unternehmen erfolgreich meistern wird.

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Patrick, Du bist der dritte im Bunde und wurdest ja bereits vor den letzten beiden Ligaspielen in der Vorrunde als Sportlicher Leiter im Club installiert und hast die beiden Matches an der Linie gecoacht. Du bringst als ehemaliger Spieler von Fortuna Köln, Viktoria Köln, SpVg. Porz und dem FC Junkersdorf reichlich Erfahrung mit.

Du bist in der Kölner Fußballszene bestens vernetzt und hast die Aufgabe hier in Westhoven gleich angenommen. Wie sieht dein Arbeitsfeld aus und was werden für dich in den nächsten Wochen und Monaten die wichtigsten Bausteine sein?

Patrick Flohs (Sportlicher Leiter SV Westhoven-Ensen): Also ich musste ich bei der Anfrage, ob ich Sportlicher Leiter in Westhoven werden möchte, überhaupt nicht überlegen und hab sofort zugesagt. Obwohl ich die beiden letzten Spiele notgedrungen noch die Trainerfunktion übernehmen musste, war schon klar geregelt, dass mein neues Arbeitsfeld der Sportliche Leiter sein wird. Wie Du ja mitbekommen hast, hat ein Großteil die Mannschaft verlassen.

Wir mussten hier irgendwo eine ganz klare harte Linie ziehen und die war dann mit Ablauf des alten Jahres auch auf dem Papier zu sehen. In dieser Phase, also zum Jahreswechsel, war ich persönlich von einigen Sportkameraden doch sehr enttäuscht, dass man sich im Endeffekt nicht an die Zusagen gehalten hat und dann ein oder zwei Tage vor dem Jahresende dann dem Verein doch noch abgesagt hat. Diese enge Verbundenheit zu einem Verein oder auch das gegebene Wort gibt es heute nicht mehr und das bedauere ich sehr.

Patrick Flohs ist in seiner neuen Funktion als Sportlicher Leiter mit seiner großen fußballerischen Erfahrung sicher ein Gewinn für den SV Westhoven-Ensen.

Neben den vielen Neuzugängen haben wir natürlich auch mal im eigenen Verein die Augen in der Jugend aufgemacht und dort einige Akteure kennengelernt, die durchaus das Niveau haben in der Bezirksliga zu spielen. Wir alle wissen, dass es für uns und natürlich für Männi und Sascha eine ganz schwere Aufgabe werden wird, aber ich persönlich bin überzeugt, dass die Mannschaft, die sich jetzt herauskristallisiert, in der Lage sein wird die Bezirksliga zu halten. Ich konnte mich in einigen Vorbereitungsspielen davon überzeugen und sehe der Rückrunde mit Optimismus entgegen.

Der SV Westhoven-Ensen startet am 5. März mit einem Heimspiel gegen den TV Hoffnungsthal. Eine Woche später gastiert die Elf bei der Zweitvertretung des FC Hürth. Mit TuS Marialinden erwartet der SVW dann sieben Tage später einen weiteren bergischen Vertreter an der Westhovener Oberstraße.