„Schlömer AH-Elf“ in Poll eine Legende

Elf will in diesem Jahr noch 50-jähriges Aufstiegsfest feiern

(wk) „Porz aktuell“ nutzt die anhaltende Cotona-Zwangspause im Amateurfußball weiter mit Mannschaften und Abteilungen, die üblicherweise nicht immer im Fokus im Rampenlicht der Berichterstattung stehen. Diesmal ein Report über die „Schlömer-AH-Elf“, die in Poll lange zur Legende geworden ist.

Auch in Poll kann man auf eine AH-Mannschaft zurückgreifen, die kurz nach der Vereinsgründung ins Leben gerufen wurde. Seit 1978 spielt die Mannschaft unter der mittlerweile legendären Zusatzbezeichnung „Schlömer AH“ und bereichert den Fußball sowie das Vereinsleben beim VfL Rheingold Poll enorm. Aber warum die offizielle Bezeichnung „Schlömer-AH“? Die Namensgebung ist mit dem ehemaligen AH-Spieler und Vereinswirt Heinz Schlömer verbunden. Schlömer war der populärste Spieler, der aus dem Verein hervorging.

Kurz nach den Kriegswirren wechselte er mit seinem Bruder Willi zu Preußen Dellbrück in die höchste deutsche Spielklasse und schied 1950 erst im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen Kickers Offenbach aus. Zu seiner besten Zeit stand er kurz vor dem Sprung in Herbergers Nationalmannschaft. Nach seiner aktiven Fußball-Laufbahn übernahm Heinz Schlömer 1960 die in Poll über Jahrhunderte etablierte Gaststätte „Jompertz“, die später in Gaststätte „Schlömer“ umbenannt wurde. Daneben spielte er bis ins hohe Alter in der Poller Alt-Herren Mannschaft.

Die Kneipe war Vereinslokal und wurde schnell Anlaufstelle für viele bekannte und unbekannte Fußballer. Als der VfL Rheingold Poll das Vereinslokal 1978 wechselte, blieben die Alten Herren der Schlömer-Gaststätte treu. Unmittelbar danach entstand in Zusammenarbeit mit den AH-Spielern Klaus Heinen und Hans Peter Kann die legendäre „Schlömer-AH“-Bezeichnung, womit die Mannschaft auch heute noch traditionsbewusst aufläuft. Die Umbenennung war eine Ehrenbekundung für den Ausnahmespieler und Menschen Heinz Schlömer.

Spieleobmann Heinz Richmann schwärmt heute noch von dieser Zeit: „Es war damals eine wunderschöne Fußballzeit, aber auch eine andere Zeit. Die „Schlömerkneipe“ trug maßgeblich dazu bei, dass das Vereinsleben so harmonisch verlief.“ Auch Dank vieler Neuanmeldungen im vergangenen Jahr umfasst die AH-Abteilung aktuell 44 Mitglieder, wovon 27 noch aktiv teilnehmen und hierbei von zwei aktiven Schiedsrichtern unterstützt werden. Viele der inaktiven Sportsfreunde sind schon über stolze 70 und 80 Jahre alt, die aber weiter gern am geselligen Teil der Schlömer-AH teilnehmen.

Der 2011 verstorbene Helmut Kürten war mit über 70 Jahren der älteste aktive Spieler, der seine Fußballschuhe schnürte. Den Rekord der allseits beliebten, außergewöhnlichen Persönlichkeit gilt es zu knacken. Der generationenübergreifende Zusammenhalt der Schlömer AH erfüllt die Mannschaft mit Stolz und fällt auch bei gegnerischen Mannschaften immer wieder postiv auf. Richmann: „Der Zusammenhalt und die Geselligkeit ist ein großer Pluspunkt in unserem Team, das über die vielen Jahre zusammengewachsen ist. Fast alle haben in Poll aktiv im Seniorenbereich gespielt.“

Von 1979 bis 2010 gab es das vereinseigene AH-Pfingstturnier, welches zum jährlichen Höhepunkt zählte. Ihre größten sportlichen Erfolgsjahre hatte die Mannschaft in der Zeit von 1996 bis 2007, als man sechs Mal Stadtmeister im Bezirk 7 (Porz) wurde, von 1997 bis 2000 sogar viermal in Folge. 1997 gewannen die Poller u.a. gegen Serienmeister SpVg. Porz-AH, die seinerzeit mit dem ehemaligen Nationalspieler Bernd Cullmann antraten. Ein weiteres Highlight war 2018 die Ausrichtung der Ü 32- und Ü 50-Kreismeisterschaft auf der eigenen Platzanlage. Hierbei erspielte die Ü 50 ein achtbares Ergebnis gegen die Traditionself von Bayer 04 Leverkusen.

2021 steht beim VfL Rheingold Poll ein besonderes Jubiläum an: Das 50-jährige Aufstiegsjubiläum der 1. Mannschaft. Nach vielen sportlichen Rückschlägen bis weit in die 1960er Jahre hinein, war diese Meisterschaft 1971 etwas ganz Besonderes, wonach es mit dem Verein wieder steil nach oben ging. Alle haben die Hoffnung, dass es noch mit einer kleinen Feierlichkeit in diesem Jahr klappt. Wer die „Schlömerkneipe“ heute aufsuchen will, reist vergebens nach Poll. Das Gaststättengrundstück wurde verkauft und 2020 für einen Neubau abgerissen. Damit endete eine große Poller Fußballgeschichte in der Poller Müllergasse 46, womit auch klar ist, das viele Fußballfans diese traditionsreiche Institution vermissen werden.

Autor: Werner Kilian *** © Fotos: mit freundlicher Genehmigung von VfL Poll/Schlömer-Elf