Hammer! 3:2-Sensation! SpVg. Porz kämpft Hohkeppel nieder und serviert den Fans ein Wahnsinns-Match!
Hase, Düzelten und Camara stürzen das Liga-Schwergewicht – Referee verteilt 9 mal Gelb und ein Mal Rot – Zuschauer bekommen spannenden Hitchcock-Krimi geliefert!
Wenn einem Fußball-Berichterstatter nach einem elektrisierenden 100 Minuten langen Fußballspiel die Worte fehlen, will das schon was heißen. So ähnlich fühlte es sich jedenfalls an, als Referee Dr. Lukas Heineck gestern den Mittelrheinliga-Klassiker zwischen der SpVg. Porz und dem geldschweren Meisterschaftsfavoriten Eintracht Hohkeppel abpfiff. Mit einem unfassbaren 3:2 (2:1) schlug dabei der Liganeuling die hochgelobte Truppe aus dem Bergischen. Und die Zuschauer bekamen ein mehr als geiles Fußballspiel geboten, wo man sich noch lange dran erinnern wird und was seinen Platz in den Vereinsannalen des Clubs findet.
Dramatik, Kampf, Leidenschaft, Verwarnungen, Tore und die bekannte Achterbahn der Gefühlswelten waren Garant dafür, dass das Eintrittsgeld am heutigen Sonntag mehr als gut angelegt war. Der haushohe Meisterschaftsfavorit lief dabei mit einer durchweg gespickten Elf aus Spielern auf, die allesamt Regionalliga-Erfahrung oder mehr in ihrer Agenda stehen hatten. Vor der Begegnung stellten die Bergischen mit nur drei Gegentoren in 7 Spielen die beste Defensive und mit 24 Treffern die beste Offensivabteilung der gesamten Liga.
Und da gab es noch die alte Rivalität mit den kleinen Konkurrenzgeschichten aus vergangener Zeit, als sich beide Clubs in der Bezirksliga und Landesliga beharkten. Heute sind die Zeichen anders verteilt. Hohkeppel will in die Regionalliga, Porz will nur den Klassenerhalt, somit David gegen Goliath. Die Wendt-Elf erlebte in der Vorwoche beim FC Hennef ein bitteres Szenario, als sie mit der schlechtesten Halbzeitleistung der letzten Jahre deutlich mit 0:3 hinten lag. Am Ende wurde es dann ein 1:4, wo man sich aber auch über ein 0:7 oder 0:8 nicht hätte beklagen kommen.
Danach hatten die Kicker den langgeplanten Mannschaftsabend, der nach der Hennef-Klatsche schleppend anlief, dann aber noch zu einem gelungenen Event wurde. Kann man den überlieferten Worten Glauben schenken, wurde hier nicht nur viel getrunken, sondern auch viel gesprochen. Wir wissen nicht, was Trainer Wendt seinen Schützlingen dabei ins Getränk gemischt hat. Fakt ist aber, das nach der heutigen Leistungsexplosion gegen Hohkeppel die Mischung gut gewesen sein muss.
Das Match begann und verlief erwartungsgemäß im Sinne des Meisterschaftsfavoriten. So fiel dann auch in der 15. Min. das 0:1. Nach einer Tokac-Flanke bugsierte zunächst Neuhäuser das Leder an die Latte. Den Abpraller nutzte dann Wirtz der keine Mühe hatte, die Kugel sich im Netz unterzubringen. Gut 10 Minuten später offenbarte die Eintracht-Defensive eine Portion Fahrigkeit, wo Hase das Leder aus gut 20m in den Eintracht-Kasten knallte – 1:1. Und 6 Minuten später drehte der Aufsteiger sogar die Partie.
Nach einer Hohkeppeler-Ecke setzte der Gastgeber in gefühlten 7 Sekunden einen brutal sauberen und erfolgreichen Konter. Hase bediente den durchstartenden Camara mit einem langen Diagonalball. Camara ging in seiner unnachahmlichen Art ins Laufduell und legte im SVE-Strafraum uneigennützig quer auf den mitgelaufenen ehemaligen SVE-Kicker Düzelten, der keine Mühe hatte, die erstmalige Führung des Neulings zu bewerkstelligen. Im weiteren Verlauf hatten die Gäste weitere gute Einschussmöglichkeiten, ließen aber im Abschluss die vielzitierte Kaltschnäuzigkeit vermissen.
Das gleiche Bild setzte sich auch mit Beginn des zweiten Abschnittes fort, wo die Porzer allerdings weiter ordentlich dagegenhielten. Bis zur 68. Min., als Owusu aus dem Gewühl traf und für das 2:2 verantwortlich zeichnete. Danach waren die Bergischen am Drücker und hatten den Führungstreffer mehrfach auf dem Schlappen. Mitten in diese Drangphase schlug dann SpVg-Recke Camara zu. Aus schier unmöglichem Winkel zog er ab und zum Hohkeppeler Entsetzen schlug das Leder erneut bei der Eintracht ein – 3:2! Die Gäste antworteten mit wütenden Angriffswellen, ließen dabei aber die Struktur und Geduld vermissen.
Die Wendt-Elf hielt mit allem dagegen, was noch im Akku drin war. Dabei ließen die Temür-Elf vier gute Einschussmöglichkeiten liegen oder scheiterten am überragenden Porzer-Keeper Wollnik. 7 Minuten vor dem Spielende sah dann der Porzer Liubashov nach hartem Einsteigen von hinten den Roten Karton. Das hatte zur Folge, dass der Gastgeber jetzt auch noch in Unterzahl agieren musste. Aufgrund einer Vielzahl von Verletzungen ließ der Referee noch 10 Minuten nachspielen, was einige SpVg-Kicker absolut ans Limit brachte. Dann war Schluss und auf Porzer Seite gab es kein Halten mehr. Ein unfassbarer 3:2-Erfolg war unter Dach und Fach.
Jonas Wendt (Trainer SpVg. Porz): „Ja die ersten 20 Minuten waren wir nicht im Spiel drin, was aber an Hohkeppel lag, die hier gut angefangen haben. Der 0:1-Rückstand war dann auch verdient. Dann hat uns Hase wieder ins Spiel gebracht, zum Leben erweckt und dann fahren wir diesen Weltklasse-Konter zum 2:1, womit es dann auch in die Pause ging.
Nach der Pause haben wir es gut gemacht, bis dann das 2:2 fiel. Danach haben wir Glück gehabt und wir hatten Amadou, der das überragend macht bei seinem Treffer zum 3:2. Heute haben alle eine überragende Leistung gebracht. Die Rote Karte fand ich überzogen und so mussten wir noch 17 Minuten in Unterzahl agieren. Und da haben wir alles reingehauen und mit unfassbarer Leidenschaft das Ding nach Hause gebracht.“