Das große Interview:

Wolfgang Weber (von 2009)

 

Liebe Fussballticker-Freunde,

In den vergangenen beiden Jahren haben wir mit der Interview-Geschichte mit den Porzern Fußballtrainern und dem Fußballkreis Köln sehr viel Lob und Anerkennung erfahren.

Auch in dieser Winterpause wollen wir diese Form der Berichterstattung weiterführen und haben uns eine richtige echte Fußballer-Persönlichkeit in unser Redaktionsstudio geladen.

Wir stellen Ihnen heute einen weltbekannten Fußballer vor, der nicht nur hier in Porz das Fußballspielen lernte, der auszog um eine einzeigartige Fußballerkarriere zu starten, von 1962-1977 insgesamt 356 Bundesligaspiele für den 1. FC Köln bestritt, der 53 mal das Trikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft überstreifte und der das weltberühmte Wembley-Tor live und so nah wie niemand sonst von uns erlebte.

Wir begrüßen herzlich unseren Alt-Fußball-Nationalspieler und ehemaligen Bundes-ligaprofi vom 1. FC Köln Herrn Wolfgang Weber.

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, wir freuen uns das Sie unserer Einladung gefolgt sind und heißen Sie in unserem Redaktionsstudio herzlich willkommen. Im vergangenen Frühjahr feierten Sie den 60. Geburtstag. Hierzu auch von uns die besten Wünsche nachträglich. Wenn ich Sie so anschaue könnten Sie aber auch noch als „Fuffziger“ durchgehen ?

Wolfgang Weber: „Danke für das Kompliment. Was trinken Sie?…(lacht…)“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Sie sind 1950 im Alter von 6 Jahren hier nach Porz gekommen und haben ihre ersten Fußballerfertigkeiten hier in Porz gelernt. Erinnern Sie sich noch gut an ihre Fußballer-Kindheit und an ihre früheren Porzer Trainer ?

Wolfgang Weber: „Ja, natürlich. Zunächst fallen mir im Zusammenhang mit der SpVg. Porz zwei Namen ein: Ludolf Heimerzheim und Alois Gräf. Später hatte ich dann mit Hans Katzemich einen hervorragenden Trainer, der einem alles selbst vormachen konnte. Von ihm habe ich im Jugendbereich am meisten gelernt.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, wenn ich so an die alten 60/70er Jahre denke, verbinde ich immer zwei Großereignisse mit ihrem Namen. Zum einen der Spieler Wolfgang Weber, der trotz gebrochenem Bein in einem Europacupspiel weiterspielte und per Münzwurf ausschied und natürlich das legendäre Wembley-Tor, was uns nicht nur um einen möglichen Weltmeistertitel brachte, sondern was Sie als Fußball-Nationalspieler live auf dem Platz miterlebten. Die Geschichte mit dem Wadenbeinbruch und der Münze, was war da genau passiert? Wissen Sie noch gegen wen, wo und wann das war ?

Wolfgang Weber: „Also, die „Geschichte mit dem Wadenbeinbruch und der Münze“ passierte im dritten entscheidenden Spiel um den Einzug ins Halbfinale des Europapokals der Landesmeister. Neutraler Spielort war Rotterdam. Gegner war der englische Meister FC Liverpool. Das Spiel endete 2:2 nach Verlängerung und wurde dann durch Münzwurf für die Engländer entschieden. Das für uns einzig Positive war die großartige Unterstützung von über 20.000 Fans, die den Weg nach Rotterdam auf sich genommen hatten.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „In einigen Nachschlagewerken wird davon berichtet, dass man ihre Verletzung in der Halbzeit „regelrecht getestet“ hat. Stimmt denn die Geschichte wirklich mit dem Herunterspringen von der Massagebank und dem Quengeln der Mitspieler „Stell Dich nit esu ahn“ ?

Wolfgang Weber: „Ja, leider. Auf jeden Fall habe ich einen Test gemacht. Ich bin von der Massagebank auf den Fußboden der Kabine runter gesprungen. Ob einige Spieler mich noch in der von Ihnen beschriebenen Form „motiviert“ haben weiter zu spielen, weiß ich nicht mehr.“

 

Redaktion Porz-Online: „Wembley-Stadion in London, Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft 1966 zwischen England und Deutschland. 2:1 für den WM-Gastgeber und die englischen Fans liegen sich Sekunden vor dem Abpfiff bereits in den Armen. Doch dann kommen Sie und brechen einigen Fans ganz schön das Fußballerherz…“

Wolfgang Weber: „Da konnte ich in dem Moment, als der Ball vor mir lag und ich eine Lücke im Tor sah, keine Rücksicht mehr auf die englischen Fans nehmen…(lacht). Es war ein unbeschreiblich tolles, heute sagt man ja wohl geiles Gefühl, den Ball im Netz der Engländer zappeln zu sehen.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Und dann das Wembley-Tor: Es steht 2:2. 102. Minute in der Verlängerung – der Augenblick, der in die Sportgeschichte einging. Durchleben Sie noch mal mit unseren Lesern die Situation. War das Ding in Wembley denn nun vor, auf oder hinter der Linie? Wir haben hier ein Foto kurz nach dem das Leder aufgesprungen war, köpften Sie die Kugel aus der Gefahrenzone.

Wolfgang Weber: „Es gibt eine Untersuchung der Universität Oxford, die feststellt, dass der Ball zu keinem Zeitpunkt mit seinem Durchmesser hinter der Torlinie war. Leider will der Linienrichter etwas anderes gesehen haben. Basta!“

 

Redaktion Porz-Online: „Wie war das mit der Aktion mit Bobby Charlton, dem sie die bereits hochgestreckten Hände wieder herunterschlugen?“

Wolfgang Weber: „Es war die Überzeugung, dass der Ball eben nicht drin war., die mich bewog, die hochgestreckten Hände von Bobby Charlton wieder runter zu reißen. Auf der anderen Seite habe ich auch Verständnis für diese Aktion von Charlton. Auch ich hätte die Hände hoch gerissen, wenn ein Spieler meiner Mannschaft aus 5-6 Metern den Ball in Richtung Tor abfeuert, wie das Hurst ja getan hat.“

 

Redaktion Porz-Online: „Mal ganz ehrlich die Hand aufs Herz. Wie lange haben Sie denn an der Geschichte rumgeknabbert? So was beschäftigt doch einen Fußballer ?

Wolfgang Weber: „Also, dass das damals mit der Weltmeisterschaft nicht geklappt hat, daran „knabbere“ ich manchmal noch heute. Man kommt ja als Spieler nicht so oft in ein Endspiel einer WM. Als Trost haben wir den überwältigenden Empfang auf dem Frankfurter „Römer“ empfunden und ich mein Tor zum „Last-Minute-Ausgleich“ zum 2:2.“

 

Redaktion Porz-Online: „Herr Weber, ein großer Schweif zum Porzer Fußball. Nun sind Sie ja in der Regel Sonntags bei den Heimspielen ihres alten Vereinsclub der SpVg. Porz/Gremberghoven immer auf dem Fußballplatz anzutreffen. Die SpVg. hat im letzten Jahr eine tolle Saison hingelegt. In dieser Saison kommt sie nicht so richtig aus den Pötten. Wie sehen Sie die Entwicklung ihres Heimvereines?

Wolfgang Weber: „Auch mir ist es ein Rätsel, dass die Truppe vom engagierten Trainer Franz Wunderlich bisher nicht das gehalten hat, was man von ihr erwarten konnte. Vielleicht fehlt der Mannschaft ein „Knipser“, wie es Michael Riethmacher war.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Jetzt hat ja die SpVg. mit dem RSV Urbach einen ernsthaften Ortsrivalen bekommen. Den ersten Vergleich entschied der RSV mit 1:0 für sich und außerdem sorgen die Nachbarn derzeit für Furore in der Landesliga. Kribbelt es bei Ihnen nicht in den Füßen wenn die beiden Clubs gegeneinander um Punkte kämpfen ?

Wolfgang Weber: „Zunächst einmal muss man die Leistung der Urbacher unter Trainer Dieter Hennes und seinem Assistenten „Kalli“ Brendel als sensationell anerkennen. Auch das erste Derby konnte der RSV verdient für sich entscheiden. Was mich betrifft, bin ich immer sehr gespannt auf den Lokalkampf und freue mich, wenn ich ein gutes Spiel zu sehen bekomme. In meiner Brust schlagen dann zwei Herzen, zumal beim RSV viele Spieler sind, die auch schon zuvor bei der SpVg. spielten.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Wie Sie sicherlich wissen, berichtet der Fußballticker der Porz-Online vom Porzer Fußballgeschehen von der Landesliga bis zur untersten Klasse in der Kreisliga. Verfolgen Sie auch die Ereignisse in den unteren Ligen und wo schauen Sie da ganz besonders hin?“

Wolfgang Weber: „Es gibt fast in jeder Liga Trainer und Spieler mit denen ich befreundet bin oder die mich anderweitig interessieren. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass ich das Fußballgeschehen auch in den unteren Klassen verfolge.“

 

Redaktion Porz-Online: „Herr Weber, gehen Sie denn noch ab und zu zu den FC-Spielen und wie sehen Sie die Entwicklung ihres heimischen Bundesligaclubs ?

Wolfgang Weber: „Zum „FC“ zu gehen ist für mich ein selbstverständliches Muss. Ich bin bei jedem Heimspiel im Rhein-Energie-Stadion dabei, freue mich über das fantastische Stadion und über die teilweise guten Leistungen der Mannschaft. Für die Rückrunde hoffe ich, dass die Mannschaft mit mehr Selbstvertrauen die nicht ganz einfache Mission „AUFSTIEG“ in Angriff nimmt. Trotz aller Kritik glaube ich aber auch, dass wir es in jedem Fall schaffen werden.“

 

Redaktion Porz-Online: „Apropos Nationalmannschaft. Mit dem enttäuschenden Abschneiden bei der EM 2004 in Portugal hat der deutsche Fußball ein weiteres negatives Kapitel zu beklagen. Wie haben Sie das Abschneiden empfunden und wie stehen Sie zu der jetzigen Klinsmann & Co.-Lösung in Bezug auf die WM 2006?

Wolfgang Weber: „Auch ich war sehr enttäuscht über die Leistung der deutschen Mannschaft und das sehr frühe Ausscheiden. Mit Jürgen Klinsmann ist jetzt eine Führungspersönlichkeit gefunden worden, die mit neuen Ideen Begeisterung bei den Spielern und dem gesamten Umfeld der Nationalmannschaft hervorrufen konnte. Mir gefällt die Art und Weise wie die Mannschaft jetzt auftritt. Nur weiter so.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Was vielleicht einige unserer Leser gar nicht wissen, ist die Tatsache das Sie nach ihrer aktiven Fußballerkarriere auch als Bundesligatrainer tätig waren. Von 1978-1980 betreuten Sie in 53 Bundesligaspielen den heutigen amtierenden Deutschen Meister SV Werder Bremen. Warum hat es mit der Trainerlaufbahn nicht geklappt?

Wolfgang Weber: „Ich glaube, dass mir auf Dauer die für diesen Job notwendige Härte und Nervenkraft gefehlt haben. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn ich als junger Trainer nicht sofort mit Werder Bremen einen Erstligisten übernommen hätte.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Wir waren natürlich nicht ganz untätig. Aus dieser Zeit gibt es einen ganz berühmten Spruch von Ihnen: Hoffentlich wird bald die neue Tribüne freigegeben. Dann können die Zuschauer auf der linken Seite den Dreßel wachschreien.“ Erinnern Sie sich noch daran?

Wolfgang Weber: „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Sollte ich das aber wirklich gesagt haben, dann kann ich diesen Spruch nur auf meine Unerfahrenheit zurückführen.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Hier im Fußballkreis Köln wird jedes Jahr zum Jahreswechsel immer über das leidige Thema der Winterpause diskutiert. In diesem Jahr wird die Vorrunde in manchen Ligen schon am 05. Dezember eingeläutet und Mitte Februar soll’s dann wieder weitergehen. Einige Übungsleiter stehen auf dem Standpunkt so lange wie möglich in den Januar reinzuspielen und „den Rest“ dann im Juni dranzuhängen. Andere wünschen sich eine Pause von Weihnachten bis März, um die Mannschaft auch wieder gewissenhaft auf die Rückrunde vorzubereiten. Haben Sie vielleicht eine ideale Lösung zu dem Thema?

Wolfgang Weber: „Mir scheint eine Winterpause von Mitte Dezember bis Anfang März die beste Lösung zu sein, zumal man dann auch einen „Herbstmeister“ küren kann.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, ich habe hier ein paar Daten und Fakten die ihre tolle Fußballer-Karriere betreffen. Ich werde Ihnen mal ein wenig auf den Zahn fühlen und testen, ob Ihnen zu dem ein oder anderen Punkten ein Statement einfällt?

Wolfgang Weber: „Da mir der Zeugwart der SpVg. Porz/Gremberghoven Wolfgang Kleinberg einen DIN A4-Ordner über meine sportliche Laufbahn als FC- und Nationalspieler geschenkt hat, bin ich ziemlich sicher, diesen „Test“ einigermaßen zu bestehen. Also, los!“

a) Wie oft waren Sie Deutscher Meister und Deutscher Pokalsieger?

Wolfgang Weber: „1 x Deutscher Meister 1963/64 und 1 x Deutscher Pokalsieger 1968 in Ludwigshafen, als wir gegen den VfL Bochum mit 4:1 gewannen.“

b) Wann und gegen wen war ihr 1. Spiel für den 1. FC Köln?

Wolfgang Weber: „Mein erstes Spiel absolvierte ich am 2. Spieltag der Saison 1963/64, genau gesagt am 31. August 1963. Im Heimspiel gegen den Karlsruher SC gewannen wir deutlich mit 4:0 Toren.“

c) Wieviele Rote Karten hat der Spieler Wolfgang Weber in seiner aktiven Zeit kassiert?

Wolfgang Weber: „Natürlich keine! Glück gehabt!“

d) Im Jahre 1954 begannen Sie ihre Karriere in Porz. 8 Jahre später wechselten Sie vor der Saison 62/63 zum 1. FC Köln. In diesem Jahr gewannen sie mit dem „Siechburjer Jong“ Wolfgang Overath ein großes Mailänder Juniorenturnier. Zur gleichen Zeit fand im Stuttgarter Neckarstadion das Fußballendspiel um die Deutsche Meisterschaft 1963 statt. Wissen Sie noch wer da um den Meistertitel spielte, wie´s ausging und warum Sie nicht dabei waren?

Wolfgang Weber: „Das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1963 bestritten Borussia Dortmund und unser „FC“. Leider ging das Spiel mit 1:3 verloren. Wolfgang Overath und ich waren zu diesem Zeitpunkt noch gesperrt. Früher gab es noch diese widersinnige Regel, dass man bei einem Wechsel von einem Amateurverein zu einem Vertragsspielerverein für 1 Jahr gesperrt wurde.“

e) Wann und wo haben Sie ihr erstes Tor für den FC geschossen ?

Wolfgang Weber: „Mein erstes Tor habe ich im Spiel beim Meidericher SV geschossen. Wir lagen zur Halbzeit bereits 0:2 zurück. In der zweiten Hälfte habe ich dann den 2:2-Endstand erzielt.“

f) Wann und wo haben Sie ihr Nationalmannschafts-Debüt gegeben?

Wolfgang Weber: „Das war in Ludwigshafen. Vor 60.000 Zuschauern haben wir gegen die Tschechoslowakei mit 3:4 verloren. Das Ergebnis sieht knapp aus, aber die Tschechen haben uns damals ganz schön auseinander genommen.“

g) Das Debüt ist jetzt 40 Jahre her. Nun sagen Sie mir nicht, dass Sie die noch alle National-Mannschaftskollegen namentlich drauf haben?

Wolfgang Weber: „Ganz ehrlich. Alle Spieler die dabei waren, bekomme ich auf Anhieb nicht zusammen. In der Mannschaft standen aber auf jeden Fall fünf „FC-Spieler“ (Pott, Wilden, Thielen, Overath und Weber). Es war, so glaube ich, die höchste Zahl an Spielern, die der „FC“ jemals in der Nationalmannschaft hatte. Leider ging das Spiel gegen den damals amtierenden Vizeweltmeister mit einem überragenden Spielmacher Masopust verloren.“

h) Was sagt Ihnen die Buchstaben- und Zahlenkombination GL-A 537 ?“

Wolfgang Weber: „Das Autokennzeichen GL-A 537 sagt mir eigentlich nichts. Es könnte aber das Kennzeichen meines ersten Autos, einem VW Käfer, gewesen sein. Da ich ja weiter hier in Porz wohnte, hatte die Verbundenheit ja sowieso weiter Bestand. Ich habe sooft wie möglich versucht, mit meinen ehemaligen Spielkameraden Kontakt zu halten.“

i) Wann erzielte Wolfgang Weber sein erstes Tor für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft?

Wolfgang Weber: „Tja, dass werde ich wohl nie vergessen. Es war der 2:2-Ausgleich in der 90. Minute im WM-Endspiel 1966 gegen den Gastgeber England. Bekanntlich ging das Spiel ja mit 2:4 n.V. verloren.“

j) In der Liste der meisten Spiele für den 1. FC Köln rangieren Sie mit 356 Bundesliga-Einsätzen auf dem 6. Platz. Wissen Sie denn, wer da noch vor Ihnen steht?

Wolfgang Weber: „Auch hier kann ich mich auf die Akte von Wolfgang Kleinberg verlassen. Die meisten Spiele hat Harald Schumacher (422) gemacht. Dann folgen Wolfgang Overath (409), Pierre Littbarski (406), Hennes Löhr (381), Heinz Simmet (357) und ich mit 356 Bundesliga-Spielen.“

k) Wissen Sie auch wann Sie ihr letztes Tor für die Nationalelf erzielt haben?

Wolfgang Weber: „Ja, das war 1973. Nach längerer Verletzungspause habe ich in Hannover gegen Österreich meine Länderspielkarriere fortsetzen können. Und dazu noch ein Tor geschossen zum 2:0. Das Spiel wurde mit 4:0 gewonnen.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker:

„Als ich 12 Jahre alt war, habe ich mit meinem Vater das legendäre Pokalfinale 1973 zwischen dem FC und Mönchengladbach gesehen. Ich erinnere mich noch wie sich ein Günter Netzer da selbst einwechselte und dann auch noch das 2:1 für die Borussen erzielte. Wie ist das eigentlich. Hat man da auch noch heute zu den alten Freunden Kontakt oder verliert sich das mit den Jahren ?

Wolfgang Weber: „Ich hatte lange Jahre engen Kontakt zu Berti Vogts. Aber wie das dann so ist, irgendwann verliert man sich aus den Augen. Vielleicht ergibt sich nach Berti´s Gastspiel in Schottland wieder die Möglichkeit einer Wiederauffrischung unserer Freundschaft.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: Herr Weber, ihr langer Weggefährte Wolfgang Overath hat nun das Kommando beim 1. FC Köln übernommen. Gehen Sie denn noch ab und zu zu den FC-Spielen und wie sehen Sie die Entwicklung ihres heimischen Bundesligaclubs ?

Wolfgang Weber: „Wie ich schon eben erwähnte bin ich bei den Heimspielen dabei und habe wie viele andere das „Auf und Ab“ unseres „FC“ mitmachen müssen. Mit Wolfgang Overath ist jetzt ein Mann am Ruder, der sowohl im sportlichen wie auch finanziellen Bereich kompetent ist. Ich wünsche ihm und unserem Verein, dass wir den Aufstieg schaffen und dann in der 1. Bundesliga wieder zu einer festen Größe werden.“

Redaktion Porzer Fussballticker: „Über die vielen Jahre sind Sie dem FC natürlich treu geblieben und engagieren sich in der FC-Nachwuchsarbeit. Darüber hinaus sind Sie dann noch des öfteren mit dem Alt-Internationalen Team unterwegs. Was machen Sie genau im Nachwuchsbereich und lässt ihre gesundheitliche Fitness auch noch 90 Minuten Fußball zu?

Wolfgang Weber: „Meine aktive Laufbahn als Fußballer habe ich 1995 beendet. Seitdem war ich in verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen, z.B. im Management FC-Altinternationale und Pate der FC-Nachwuchsabteilung tätig. Dort habe ich meine Erfahrungen als Profispieler eingebracht.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, zu ihrer aktiven Zeit gehörten Sie mit zu den besten Vorstoppern in ganz Europa. Trotzdem haben Sie nie eine Rote Karte bekommen. Jetzt könnte man glauben, dass es wohl früher nicht so richtig zur Sache ging. Heute, knapp 40 Jahre später, geht es sehr wohl zur Sache. Die Gewalt auf den Fußballplätzen hat ein unerträgliches Maß angenommen. 35 Spielabbrüche, 10 verbale Angriffe und 2 tätliche Angriffe auf den SR gab es bspw. in 2002 zu beklagen und darüber hinaus wurden noch 25 Zusatzberichte gefertigt. Allein auf dem Jugendsektor wurden bei den A- und B-Junioren sage und schreibe 176 Feldverweise und 16 Spielabbrüche registriert. Berührt Sie das?“

Wolfgang Weber: „Also wenn ich diese Zahlen höre, wird´s mir ganz mulmig. Über dieses Thema wird man lange diskutieren müssen, bis man zu einem guten Ergebnis kommt. Mir scheinen einerseits die Erziehung schlechthin auf dem Prüfstand zu stehen und andererseits sollte die Ausbildung der Schiedsrichter noch intensiviert werden.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Seit vielen Jahren sind Sie als Botschafter der „Special Olympics“ unterwegs, wo geistig behinderte Kinder im Vordergrund stehen. Was können Sie uns zu diesem Projekt sagen und was machen Sie da genau?“

Wolfgang Weber: „Als Botschafter Deutschlands für „Special Olympics“ setze ich mich für die Belange von geistig behinderten Jugendlichen ein. Wir veranstalten z.B. jedes Jahr ein großes Fußballturnier am „Geißbock-Heim“. Mit der Unterstützung des 1. FC Köln können wir den Jugendlichen einen wunderschönen Fußballtag bieten, der dann eventuell noch mit einem Besuch eines Bundesligaspiels endet.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Wie Sie sicherlich schon hier und da gelesen haben, berichten wir im Fußballticker aktuell von den Spielen der Porzer Fußballmannschaften bis in die unterste Klasse. Unsere Berichterstattung umfasst neben den aktuellen Fußballberichten auch Trainerinterviews, Vorberichte, Statistiken und zu guter letzt auch ein Wort zur Leistung des Schiedsrichter. Wie stehen Sie zu unserem Medium?“

Wolfgang Weber: „Ich finde es großartig, dass wenigstens über Internet eine umfangreiche Berichterstattung des Porzer Fußballgeschehens stattfindet. In den anderen Medien sucht man ja vergeblich. Nur weiter so!“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, als einer der wenigen Zeitzeugen des legendären Wembley-Tores sind Sie auch noch ein Zeitzeuge vom verstorbenen ehemaligen Bundestrainer Sepp Herberger, der unsere Nationalmannschaft 1954 in Bern zum ersten WM-Titel führte. Sie haben ihn damals noch kennengelernt. Können Sie sich daran noch erinnern?“

Wolfgang Weber: „Ich bin froh und dankbar diesen großartigen Trainer und Menschen kennengelernt zu haben. Er war für uns jüngere Spieler eine absolute Führungsfigur, vor der wir großen Respekt hatten. Jeder versuchte das Vertrauen, das Herberger in einen setzte, doppelt zurück zu geben.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Mitte der 90er Jahre waren Sie noch mal zur Sporthochschule nach Köln zurückgekehrt, um ihr unterbrochenes Sportstudium weiterzuführen. Sie wollten eine Diplomarbeit „Herberger und die deutsche Nationalelfmannschaft im 2. Weltkrieg“ schreiben. Warum wurde sie nie fertiggestellt?

Wolfgang Weber: „Über „Sepp Herberger und die Deutsche Nationalmannschaft im 2. Weltkrieg“ weiß man relativ wenig. Auch ich wusste z.B. nicht, dass im Krieg über 30 Länderspiele stattgefunden haben. Deshalb wäre es interessant gewesen, darüber eine Diplomarbeit zu schreiben. Leider hat sich eine Fortführung dieser Arbeit im Nachhinein nicht mehr ergeben.“

 

Redaktion Porzer Fussballticker: „Herr Weber, die Zeit verging wie im Flug und wir möchten uns hier recht herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns auf ihrer Fußballreise mitgenommen haben. Ich denke das die Fussballticker-Leser voll auf ihre Kosten gekommen sind und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit. Vielen Dank!“

Wolfgang Weber: „Auch ich möchte mich herzlich für ihr Entgegenkommen bedanken und hoffe das uns der Porzer Fussballticker noch lange erhalten bleibt. Machen Sie weiter so!“

Autor: Werner Kilian *** © Foto: mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Weber ***