Ausbildung zum FVM-Kindertrainer in Porz fand großen Anklang
24 Teilnehmer bekamen am ersten von zwei Präsenztagen viel neues Wissen vermittelt – Neuentwicklung soll Qualität bei Spieler, Trainer und Betreuer fördern – Nach erfolgreichem Abschluss gibt’s ein Zertifikat für die Absolventen
von Werner Kilian
In den letzten Jahren hat der deutsche Fußball eine schwierige Phase durchlaufen. Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sowie der Europameisterschaft 2021 wurde deutlich, dass tiefgreifende Reformen notwendig sind, um die einstige Stärke des deutschen Fußballs wiederherzustellen. Diese Entwicklungen haben zu einer umfassenden Analyse und zu großen Veränderungen in verschiedenen Bereichen geführt.
Die eingeleiteten Maßnahmen zeigen, dass die Verantwortlichen bereit sind, die Herausforderungen der modernen Fußballwelt anzunehmen. Die ordentliche Europameisterschaft 2024 ist ein erster positiver Fingerzeig, dass man sich mitten im Wandel befindet. Angefangen wird hier bei den Kleinsten, wo der Fußball eine Renaissance erfährt und großen Veränderungen gegenübersteht.
Die neuen Trainerausbildungen sind Ausfluss aus dem Beschluss des DFB-Präsidiums aus dem Jahr 2022, der die Schaffung einer neuen Entwicklungstreppe und eines einheitlichen Bildungsverständnisses in
der Qualifizierungsarbeit vorsieht. Im Mittelpunkt steht dabei die Ambition, die vielen engagierten Frauen, Männer und Jugendlichen noch praxisnäher zu schulen, um sie gezielt auf ihre jeweiligen Aufgaben und Anforderungen in der Trainingsarbeit vorzubereiten.
Die neue Ausrichtung soll für eine höhere Qualität der Trainer-/innen führen. Einen zentralen Baustein bildet hierbei das Kindertrainer Zertifikat, das in allen Fußballkreisen des Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) im Verbandsgebiet angeboten wird und bei dem die Trainer-/innen die Inhalte sowie Umsetzungsmöglichkeiten der neuen Spielformen kennenlernen.
Der FVM begrüßte 24 Teilnehmer aus vier Fußballkreisen in Porz
Am zweiten Samstag im Januar 2025 fand in den Räumlichkeiten des RSV Urbach der erste von zwei Ausbildungs-Präsenztagen zum Erwerb des FVM-Kindertrainer Zertifikat statt. Anfang Februar werden sich die Teilnehmer ein weiteres Mal zusammenfinden, wo am Ende die Trainer das begehrte Zertifikat ausgehändigt bekommen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Jugendabteilung der SpVg. Porz, wo den beiden verantwortlichen Jugendleitern Sascha Röhrig und Andy Novak ein großes Kompliment für die perfekte Organisation auszusprechen ist. So konnten die beiden FVM-Lehrgangsleiter Hendrik Winkelmann und Sebastian Breuer sage und schreibe 24 interessierte Teilnehmer begrüßen. Den größten Teilnehmerkreis stellte dabei die SpVg. Porz, wo allein 15 Sportkameraden die „Schulbank drückten“. Die Teilnehmer kamen aus vier Fußballkreisen des Fußball-Verband Mittelrhein.
In einer Welt, in der die Bedeutung von Sport und Bewegung für die kindliche Entwicklung immer mehr anerkannt wird, ist die Ausbildung von qualifizierten Trainern von entscheidender Bedeutung. Das FVM-Kindertrainer-Zertifikat bietet Interessenten so einen niederschwelligen Einstieg in den Trainerjob und richtet sich an Personen, die mit Kindern im Fußball arbeiten möchten. Es bietet den neuen Trainern die Möglichkeit, Inhalte sowie Umsetzungsmöglichkeiten der neuen Spielformen kennenlernen. Dazu gehört auch der Umgang mit den neuen Wettbewerbsformaten, die Wertevermittlung sowie die Elternarbeit. Es gilt aber auch festzuhalten, dass eine Teilnahme nicht verpflichtend ist und somit keine Voraussetzung für weitere Trainerlehrgänge (DFB-Basis-Coach/DFB-Junior-Coach/A/B/C-Lizenz) bildet.
Neue Spielformen des Kinderfußball werden bereits in dieser Saison 24/25 umgesetzt
Bundesweit werden die neuen Spielformen bereits jetzt in der laufenden Saison 2024/25 verbindlich umgesetzt. Im FVM und den Kreisen erfolgt die Umstellung auf die altersgerechten Spielformen bereits seit mehreren Jahren. Für den FVM ist eines klar: Wenn es gelingt, dass nach und nach jede Kinderfußball-Mannschaft von qualifizierten Trainern begleitet wird, dann hat man eine fundierte Grundlage und Basis des Gesamten geschaffen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer warteten die Lehrgangsleiter mit einem überschaubaren Programm auf und vermittelten so den Teilnehmern viel Neues über Trainingsinhalte und neue Spielformen. Gleichzeitig erhielt man damit einen besseren theoretischen Background und konnte sich auf diese Weise mit anderen Jugendtrainern, die der gleichen Leidenschaft nachgehen, kurzschließen und vernetzen. Insgesamt wurden 20 Einheiten durchgeführt, die im Blended Learning-Format, also dem Zusammenspiel von Präsenz- und Online-Phasen, präsentiert wurden.
Viele Lehrgangsteilnehmer haben in der Vergangenheit schon Erfahrung in der Praxis gesammelt. Was ihnen fehlt, ist der theoretische Hintergrund, das Wissen um neue Methodik. Und genau hier hat man mit der neuen Qualifizierung ein ideales Angebot geschaffen, um diese Lücke zu füllen und den vielen ehrenamtlichen Jugendtrainern ein besseres Rüstzeug an die Hand zu geben.
Im Lehrgang wurde auch ordentlich in der Praxis gearbeitet
Ganz wichtig an diesem Lehrgangstag war die Tatsache, dass auch in der Praxis gelehrt und gearbeitet wurde. Neben der Organisation von Trainingseinheiten, wurden vor allem die neuen Spielformen im Nachwuchsbereich erläutert. Hier musste dann jeder Teilnehmer anpacken, aufbauen und selbst ausprobieren, womit viele ein anderes Gefühl für die Trainingsarbeit erfuhren. Einige Lehrgangsteilnehmer waren verwundert über die Intensität, welche die neuen Spielformen mitbrachten. So war es nicht überraschend, dass manchem angehenden Kindertrainer-Coach beim Spiel 3 vs. 3 der Schweiß auf der Stirn stand.
Gerade die Spielform 3 vs. 3 oder 2 vs. 2 hat zur Folge, dass hier die Spieler wesentlich mehr Ballkontakte und Torerfolge haben und damit der Spaß untereinander gesteigert wird. Durch die kleineren Mannschaftsgrößen wird eine fortdauernde Rotation erzeugt, wo die Kids mehr Spielzeit als im bisherigen alten System bekommen. Und genau das ist ein ganz wichtiger Punkt im Gebilde, denn die Jungs und Mädels sollen mit Spaß gegen den Ball treten und so den Clubs lange erhalten bleiben.
Das ist das FVM-Kindertrainer Zertifikat
Das FVM-Kindertrainer Zertifikat umfasst insgesamt 20 Lerneinheiten (à 45 Minuten) und wird mit modernen Lehr- und Lernmethoden im Blended Learning-Format durchgeführt, der Lehrgang unterteilt sich also in Präsenz- und Online-Phasen. Während der Online-Phasen sind selbstorganisiert Aufgaben zu erfüllen. Die Ausbildungsinhalte sind praxisnah aufgebaut und liefern sofortige Hilfestellungen für das Kindertraining. Themen sind etwa das persönliche Selbstverständnis als Kindertrainer, die neuen Wettbewerbsformate im Kinderfußball, eine kindgerechte Gestaltung des Trainings, die Werte im Kinderfußball sowie der Umgang mit Verletzungen, Aufsichtspflicht und Kinderschutz.
Neue Spielformen im Kinderfußball: Auf einen Blick!
Bei den Bambinis (U6/U7) wird zunächst im 2 vs. 2 oder 3 vs. 3-Modus gespielt. Jede Mannschaft hat zwei Mini-Tore auf die gespielt wird und die verteidigt werden müssen. Einen Torwart gibt es nicht.
Ab der F-Jugend (U8/U9) kann neben dem 3 vs. 3 auch auf 5 vs. 5 umgestellt werden. Beim 5 vs. 5 kann entweder auf vier Mini-Tore (jede Mannschaft zwei Tore) ohne Torwart gespielt werden oder mit vier Feldspielern und einem Torwart auf zwei Kleinfeldtore.
In der E-Jugend (U10/U11) wird im 7 vs. 7-Modus mit Kleinfeldtoren und Torhüter gespielt. Je nach Größe der Mannschaften auf dem Feld, verändert sich die Spielfeldgröße sowie die Spielzeit.
Das Rotationsprinzip sieht feste Wechsel der Spieler/-innen beider Mannschaften nach einem geschossenen Tor vor, sodass auch jedes Kind im Spiel eingesetzt wird. Waren im alten System meist die leistungsstarken Kicker auf dem Platz, wird hier jetzt jedes Kind aktiv beteiligt und bekommt genügend Spielminuten.
Mehr Spielzeit für alle Kids, keine Schiedsrichter
Die neuen Spielformen sehen keine Meisterschaftsrunde vor, sondern Turniere für mehrere Mannschaften. Das heißt, es werden keine fortlaufenden Tabellen erstellt. Dies soll einerseits den Leistungsdruck minimieren, andererseits soll der Fokus noch mehr auf die sportliche Entwicklung des Kindes gelenkt werden.
Zudem wird auf Schiedsrichter/-innen verzichtet. Stattdessen sollen Trainer-/innen als sogenannte Spielleiter dienen, die bei Verletzungen, Streitigkeiten und der Rotation helfen sollen. Ziel ist es, dass die Kinder die Regeln wie in der FairPlay-Liga selbständig umsetzen und möglichst selbst Entscheidungen treffen. Unabhängig von der Altersklasse ist es wichtig, Kindern ein gutes und vor allem altersgerechtes Training zu ermöglichen, bei dem die Begeisterung für Bewegung und das Fußballspielen gefördert wird.
Wer sich als Kindertrainer qualifizieren will, muss mindestens 15 Jahre alt sein und einem Fußballverein angehören. Außerdem muss ein aktuelles, eintragungsfreies, erweitertes Führungszeugnis als Nachweis eines tadelfreien Leumunds (Original und bei Einreichung nicht älter als 3 Monate) vorgelegt werden. Alle Absolventen erhalten nach dem Abschluss ein Zertifikat sowie eine adidas-Trainingsjacke mit einem offiziellen Logo. Weitere Informationen zum Kinderfußball finden Sie auch unter www.fvm.de/kinderfussball.
Fazit: Auch wenn sich nicht jeder sofort mit den neuen Spielformen und den Veränderungen im Kinder- und Jugendfußball anfreunden kann, so sind sie doch sinnvoll, effektiv, sehr gut durchdacht und auch zwingend erforderlich. Der angebotene leichte Einstieg mit dem Kindertrainer Zertifikat in Verbindung mit der hochqualifizierten fachlichen Betreuung durch den Fußball-Verband Mittelrhein, hier in Form der Leiter Hendrik Winkelmann und Sebastian Breuer, bieten ideale Voraussetzungen und Vorteile für die sportliche Entwicklung der Kleinsten. Denn eines ist klar: Wer hier die Zeit der Veränderung und Korrektur verpasst, wird am Ende wieder viele Jahre nachhängen.
Denn was gibt es schöneres, als unsere Kleinen mit leuchtenden Kinderaugen, dem Spaß am Fußball und den persönlichen Erfolgserlebnissen auf dem Platz zu sehen, die dabei auch noch ihre spielerische Fähigkeit von Tag zu Tag verbessern. Das alles kommt dem Fußball insgesamt zugute, wozu auch der Mädchen- und Frauenfußball zählt. Die komplette organisatorische Umsetzung im ganzen Land, die positive Überzeugung „alter Traditionalisten“ und die Akzeptanz der Maßnahmen, wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen und viele Hürden meistern müssen, aber es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sie ordentlich Früchte tragen wird.