Brodelndes Pulverfass beim Bezirksligisten SV Westhoven-Ensen explodiert

Trainer Hoffmann und Höschler treten zurück – Verein verhindert Rückzug aus der Bezirksliga – Club strebt im Sommer einen kompletten Neuanfang an

von Werner Kilian

Nach dem bekannten Doppel-Aufstieg der I. Mannschaft von der Kreisliga B in die Bezirksliga vor 10 Jahren gab es viele Kenner der Fußballszene, die dem SV Westhoven-Ensen eine rosige und sportlich gute Vereinszeit in den nächsten Jahren voraussagten. Für den Club war damit klar, dass man sich nach einer entsprechenden Akklimatisierung in der Bezirksliga durchaus an das Projekt „Aufstieg in die Landesliga“ vorstellen und angehen kann. Die Denkansätze waren zwar gut durchdacht, doch eine bessere Platzierung als Rang 5 in der Bezirksliga kam dabei nie zustande.

Dabei gab es Spielzeiten, wo die Elf gerade an der heimischen Oberstraße durchaus mit einem Landesliga-Niveau die Gegner regelrecht an die Wand spielte, doch es fehlte am Ende immer wieder die erforderliche Konstanz, um ein solches Ansinnen zu verwirklichen. Mitverantwortlich dafür, dass es dem Club nicht gelang noch eine Liga höher zu klettern, waren aber auch die fortlaufend andauernden internen Querelen innerhalb des Vereins und des Vorstands. Es herrschte durchgehend über viele Jahre eine Unruhe, die sich im Laufe der Saison auf die Mannschaften übertrugen und damit die entsprechenden Leistungen ausblieben.

Der Vorstand schloss eine brodelnde Baustelle, die an anderer Stelle dann wieder aufbrach. Jetzt ist das Fass „SV Westhoven-Ensen“ regelrecht explodiert. Trainerrücktritte, Vorstandsrücktritte, interne Mannschaftsbeschlüsse, Mannschaftsrückzüge und vieles mehr überschatten die chaotische Lage beim SV Westhoven-Ensen, der jetzt zusehen muss, wie er die Saison zu Ende bringt und sich im Sommer 2023 neuformiert. Eines dürfte sicher sein: Beim SVW wird es nie mehr so sein wie es war und die eingefahrene Ernte der letzten 10 Jahre wurde auf einen Schlag verbrannt.

Der Vorstand des SV Westhoven-Ensen reagierte entsprechend darauf und veröffentlicht hier seine Presseerklärung:

Pressemitteilung des SV Westhoven-Ensen 1931 e.V.

Am 25. April 2023 traf sich der verbliebene Vorstand des SV Westhoven-Ensen im Vereinsheim zu einer außerordentlichen Vorstandssitzung, wozu auch die beiden Trainer der I. Mannschaft Männi Hoffmann und Sacha Höschler geladen waren. Zur gleichen Zeit führte die I. Mannschaft eine Trainingseinheit durch. Noch vor Beginn dieser Vorstandssitzung kam der Spielerrat der I. Mannschaft auf den Vorstand und Trainer zu und teilte mit, dass die Mehrheit der Mannschaft beschlossen habe, dass der Vorstand die I. Mannschaft aus dem Spielbetreib der Bezirksliga zurückziehen soll.

Als Hauptgründe führte der Spielerrat die negative Vereinssituation mit der dauerhaft herrschenden Unruhe im Club, die mangelnde Trainingsbeteiligung und die Tatsache, sich nicht jeden Sonntag „abschlachten“ zu lassen, an. Der Vorstand und auch die Trainer wurden von diesem Mannschaftsbeschluss überrascht, der aber aus Vorstandssicht zu sofortigem Handeln und einer Entscheidung zwang. Grund dafür war unter anderem, dass ein Rückzug vom Spielbetrieb aus der Bezirksliga nach dem 01. Mai 2023 nach den neuen Regularien des FVM eine Strafe in der Form erfolgt, dass die Mannschaft in der Kreisliga A dann mit minus 9 Punkten in die neue Saison geht.

Hinzu kommt eine ordentliche Geldstrafe, die der Verein in der aktuellen Situation nicht brauchen kann. Des Weiteren müsste sich der Verein bei einem vorzeitigen Rückzug den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung gefallen lassen, da einige Mannschaften von der Maßnahme tabellarisch profitieren würden, andere wiederum nicht. Eine weitere Schädigung des Ansehens wäre für den angeschlagenen Club unweigerlich die Folge.

Auf dieser Grundlage konnte der Vorstand dem vorgetragenen Beschluss nicht zustimmen und führte mit den verantwortlichen Trainern der II. und III. Mannschaft unverzüglich Gespräche bzgl. der weiteren Verfahrensweise. Mitten in dieser Entscheidungsfindung trat dann das Trainerduo der I. Mannschaft, Männi Hoffmann und Sascha Höschler, überraschend zurück, ohne eine vorherige Gesprächsführung mit dem Vorstand zu suchen. Nach intensiven Gesprächen mit den Beteiligten und Verantwortlichen konnte nach einem gemeinsamen Konsens folgende Entscheidung getroffen werden.

1. Die III. Mannschaft wird mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb der Kreisliga D zurückgezogen. Gleichzeitig wird die komplette III. Mannschaft mit Trainer und Betreuer, mit sofortiger Wirkung den Platz der ehemaligen II. Mannschaft in der Kreisliga B einnehmen.

2. Die II. Mannschaft wird mit sofortiger Wirkung mit Trainer und Betreuer den Platz der ehemaligen I. Mannschaft in der Bezirksliga einnehmen. Die bisherigen Spieler der Bezirksligamannschaft können frei entscheiden, ob sie an einem sportlichen runden Abschluss der Saison in der Mannschaft weiter mitwirken möchten. Spielern, die die Bereitschaft dafür erklären, genießen nach Saisonende eine Vorzugsbehandlung bei möglichen Vereinswechseln etc.

3. Der Vorstand wird die fehlenden Vorstands-Positionen schnellstmöglich neu besetzen, damit der Verein im Sommer 2023 einen Neuanfang starten kann. Hierzu wird in den nächsten Wochen ein Vereinskonzept für die neue Saison entwickelt und auch im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit kommuniziert.

4. Der Vorstandsvorsitzende Christian Vonthron wird unverzüglich mit der Jugendabteilung und Abteilung „Alte Herren“ Gespräche aufnehmen, um hier die verfahrene Gesamtsituation zu erörtern, zu bearbeiten und gemeinsame Lösungswege anzustreben.

5. Nach Durchführung der unaufschiebbaren Vorstandsaufgaben wird der Vorstand eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Der Vorstandsvorsitzende Christian Vonthron wird darin einen Antrag der Vertrauensfrage gegenüber seiner Person stellen und abstimmen lassen. Bei negativem Entscheid wird der Vorstandsvorsitzende dann das Amt als Vorsitzender niederlegen.

Köln, den 27.04.2023

Für den Verein des SV Westhoven-Ensen:

gez. Christian Vonthron

Vorstandsvorsitzender SV Westhoven-Ensen